PETER PASZKIEWICZ
STEINE

12. April – 19. Mai 2023

Der Steinbildhauer als Dichter

Peter Paszkiewicz arbeitet seit Jahrzehnten am Stein. Seine Person und seine Kunst sind von diesem Material geprägt. „Man soll sich fürsorglich annehmen um die Steine, sie sind das Medium“ schreibt er 2021 im Katalog zu dem Projekt Monolith. Das Tun hat bei ihm Vorrang vor der Sprache. Die Hand ist ihm sehr wichtig. „Stein, Hand und intuitive Intelligenz“ sind wesentliche Elemente seiner Kunst (Katalog Monolith). Der Sprache gegenüber und ihrem Vermögen, an „das, was ist“ heranzukommen, ist Peter Paszkiewicz eher misstrauisch. In gewisser Weise ist er aber doch ein Dichter, aber eben als Steinbildhauer.

Peter Paszkiewicz gehört zu einer Generation von Steinbildhauern, die als Jüngere das Erbe der bei den von Karl Prantl mitbegründeten Bildhauersymposien versammelten Künstlern angetreten haben. Er hat selber bei zahlreichen Symposien mitgewirkt und in harter Arbeit und ständiger Auseinandersetzung mit dem Stein seinen eigenen Weg gefunden. Peter Paszkiewicz hat mit den unterschiedlichsten Steinen gearbeitet, mit dem norwegischen Labrador, mit dem Osttiroler Serpentin, mit Adneter Marmor oder dem Marmor aus Carrara, mit Granit und Granitgneis. Es ging dabei nie um die Darstellung von Figur oder eines Gegenstandes, immer war der Stein selber das Motiv. Diese Art der Steinbildhauerei geht auf den Stein und seine Eigenart ein, sie achtet das Material und bringt es in seiner Besonderheit zur Geltung. Peter Paszkiewicz hat dabei in seiner Kunst ein hohes Formbewusstsein entwickelt. Dem Stein wird Form verliehen, der Dialog mit dem Material gibt dem scheinbar Leblosen Gestalt und macht es zu einem Zeugnis menschlicher Existenz. So gesehen sind die Steine Denkmäler geworden, nicht bloß Hervorbringungen natürlicher Vorgänge. Sie werden zu Zeugen eines von der Hand betriebenen Wirkens geistiger Kräfte. Um das zu verstehen, kann das Berühren der Steine mit der Hand sehr hilfreich sein. Manche Dinge werden mit den Händen besser wahrgenommen als mit den Augen.

Die Art und Weise des beschriebenen Umgangs mit dem Material Stein ist nicht bloß eine Praxis zur Herstellung von Kunstwerken, sondern viel mehr noch eine Alternative zu den heute geltenden Praktiken im Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen. Stein wird in der Bauindustrie als dekoratives Element verwendet, ohne Rücksicht zu nehmen auf seine besondere Schönheit. Er wird verbraucht und verschwendet. Das Verhalten dem Stein gegenüber ist dem Verhalten den Tieren, Pflanzen und der Natur allgemein gegenüber gleich. Das Tun der Steinbildhauer schärft die Sinne für andere Möglichkeiten im Umgang mit der Natur.

Im JesuitenFoyer zeigt Peter Paszkiewicz neue Arbeiten. Eine Serie von schwarz bemalten Carrara-Steinen ist etwas ungewöhnlich für seine spezifische Vorgehensweise. Doch geht es dabei nicht um Bemalung und „Verschönerung“, sondern mehr um Verhüllung und das Verbergen offenkundiger Schönheit. Daneben liegen Steine aus schwarzem Granit, strenge Gebilde, dem Charakter dieses Steins entsprechend. Die Wandarbeiten sind immer neu gestaltete Variationen eines Themas, der Verteilung von Formen innerhalb eine gegebenen Rahmens. Sie könnten Notationen für die Aufstellung von Tänzerinnen sein. Oder Skizzen zu den auf einem belebten Platz beobachteten Bewegungen der Menschenmenge. Es sind auch Studien zu jenen Ordnungen und Beziehungen abstrakter Formen zueinander, die dem gegenständlich Gestalteten zugrunde liegen. In ihnen können also, wie auch in den Steinen, Ordnungen und Rhythmen wahrgenommen werden, die allem, was gegenständlich ausgeformt ist und einen nacherzählbaren Inhalt vor Augen führt, vorgegeben sind, aus dem all das gewissermaßen erst erwächst.

Gustav Schörghofer SJ

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner