KAMEN STOYANOV

2. Dezember 2011 – 15. Jänner 2012

Nichts zu machen

Kamen Stoyanov wurde vor kurzem mit der Msgr. Otto Mauer Preis 2011 ausgezeichnet. Der Preis wird vom Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien verliehen und gilt als die bedeutendste Auszeichnung für jüngere Künstler in Österreich. Das abgebildete Foto lässt wahrscheinlich nicht sofort erkennen, warum gerade Kamen Stoyanov den Preis erhalten hat. Warum also?

Kamen Stoyanov ist mit unterschiedlichen Kulturen vertraut. Die Unterschiede von gesellschaftlichen Verhältnissen, kulturellen, politischen und religiösen Besonderheiten und nationalen Identitäten werden in seiner Kunst immer wieder thematisiert. Das geschieht mit Witz und viel Humor, nie mit erhobenem Zeigefinger und immer mit einem sehr präzisen Bezug zum Konkreten. Seine Kunst geht aus von der Begegnung mit Menschen in unterschiedlichen sozialen Feldern, sie greift Darstellungsweisen der Massenmedien auf und verwandelt sie spielerisch. Kritische Darstellungen der Konstruktion nationaler oder kultureller Identität sind heute in der Kunst keine Seltenheit. Selten sind aber Humor und Spiel, wie sie in der Arbeiten von Kamen Stoyanov zu finden sind.

Noch etwas anderes kommt dazu, etwas, das die Arbeit „Sychronisation“ recht gut zu erkennen gibt. Das Foto steht in Verbindung mit einer Videoarbeit,  die eine Performance von Kamen Stoyanov am Stadtrand von Sofia wiedergibt. Zuschauer gab es dabei keine. Ein junger Mann in orangefarbener Latzhose geht durch Gestrüpp und dürres Kraut auf eine Stahlkonstruktion zu. Er steigt hinauf, befestigt eine Hängematte und legt sich hinein. Autos rauschen vorbei, im Hintergrund landet ein Flugzeug, die Umgebung ist nichtssagend und unwirtlich, denkbar ungeeignet für die „Verwertung“ zum Kunstwerk. Kein sehenswertes Objekt, keine Farbenpracht des Himmels oder der Erde. Nichts. Autos auf einer mehrspurigen Straße, Unkraut und steiniger Boden, die Dürre der Pflanzen und die Dürre belangloser Zweckarchitektur, das leere Stahlgerüst und die Leere eines Stadtrandgebietes, um das sich niemand kümmert. Auf dem Foto ist auch die Straße leer.

Gerade dieser Leere, diesem Belanglosen, diesem „Da ist nichts zu machen“ wendet sich Kamen Stoyanov in seiner Arbeit zu. In seinen Kunstwerken wird all das zum Beginn von etwas. Die trostlose Gegend wird zum Spielplatz, zum Ort eines Schwebens zwischen Himmel und Erde, zum Schauplatz eines Tanzes schwarz-weiß gestreifter Begrenzungspfähle. In der Videoarbeit „Bringing Cultura“ wird mit dem Verkauf eines bulgarischen Joghurts namens Cultura in Slowenien spielerisch die verbindende und bereichernde Wirkung von Kultur im internationalen Kontext dargestellt. Immer wird gezeigt, wie im Kleinen und Unscheinbaren etwas Erstaunliches enthalten ist und zur Entfaltung gebracht werden kann. Es ist viel zu machen. Darauf macht die Kunst von Kamen Stoyanov aufmerksam. Wie sie es macht, ist allein schon erstaunlich.

 

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