RITA FURRER
BILDERSCHATTEN

Februar – April 2007
Meina Schellander verwaltet den Nachlass der 2003 verstorbenen Künstlerin Rita Furrer. Ihrem Engagement ist es zu verdanke, dass dieses Gedenken an die bedeutende und weitgehend unbekannte Künstlerin möglich wurde. „Furrers Werk ist der ersten Phase feministischen Aufbruchs in Europa zugehörig, der leider, bis auf wenige Ausnahmen seitens der österreichischen Beiträge von Künstlerinnen, praktisch undokumentiert ist. In manchem weist ihre performative und konzeptuelle Richtung schon auf unsere Zeit voraus: Sie ist nie die „Hohepriesterin“ ihrer Aktionen, der männlich bestimmte Kultcharakter der eigenen Person bleibt aus. Auch die Drastik, der Schmerz des Fleisches und der Bruch mit erotischen Tabus (Gina Pane, Yoko Ono, Rudolf Schwarzkogler u.a.) sind nicht ihre Sache. Furrer ging es mehr um spirituelle Erfahrbarkeit und geistige Erweiterungen, und sie kritisierte schon damals massiv die den Frauen aufgedrängten Verhaltensnormen.“ Im Presbyterium und vorderen Bereich des Kirchenschiffs wurden sechs Figuren aufgestellt, fünf schwarz und eine weiß verhüllt. Rita Furrer schuf sie für eine Performance, die 1980 anlässlich der Eröffnung einer bedeutenden Ausstellung im Von der Heydt-Museum Wuppertal stattfand. Bis 1982 war Rita Furrer immer wieder schwarz verhüllt bei öffentlichen Anlässen aufgetreten. Durch die Verhüllung stellte sie sich als personhaftes Wesen außerhalb der veranstaltenden und teilnehmenden Gesellschaft und griff in das Geschehen ein. „Durch mein zurückhaltendes Umhergehen irritiere ich die Versammelten und verweise auf die Schattenseiten unseres Daseins, auf Kräfte und Welten, die unser Leben ebenso bestimmen wie alles physisch Fassbare und verstandesmäßig Nachweisbare.“ (Rita Furrer) Für Wuppertal schuf Furrer sechs Gipsskulpturen, Abgüsse ihres eigenen Körpers. Fünf waren schwarz verhüllt, eine Figur wurde mit weißem, transparentem Gewebe überzogen. Sie selbst bewegte sich schwarz verhüllt sehr langsam in dieser Rauminstallation. Wenn sie still stand, war sie von den Skulpturen nicht zu unterscheiden. „Furrers Werk ist Teil der Wende zu einem neuen Skulpturbegriff der Gegenwartskunst, der mit theatralischen Handlungen, Fotografie und Film agiert. Davon abgesehen ist ihre erotische weiße Gestalt als lebendiges Pendant zu den schwarzen Rätselfiguren aber auch Hoffnungsträger und steht nicht zufällig neben einer der Spiralsäulen … Denn links davon ist eine barocke Figur des auferstandenen Christus zu finden, zu dem sie wie eine zweite Magdalena Bezug nimmt.“ Aus „Drei in Blau“, Gustav Schörghofer SJ, 2013
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