Karina Bruckner, Paul Wagner, Markus Sulzbacher
THE BEYOND

24. Jänner – 16. März 2007

Ich habe die Arbeiten von Karina, Paul und Markus das erste Mal vor etwa drei Jahren bei einer Ausstellung kuratiert von Michael Kienzer im Kunstraum Niederösterreich gesehen.

Bei dieser Ausstellung wurden vor allem skulpturale Arbeiten gezeigt.

Verkürzt dargestellt ging es bei Karina Bruckner um das Atmosphärische, bei Paul Wagner um Raumfragen, Markus Sulzbacher beschäftigte sich mit performativen Prozessen, welche in ein Wandrelief übersetzt wurden.

Zu einem späteren Zeitpunkt ergab sich die Gelegenheit der Zusammenarbeit an der Universität für angewandte Kunst im Institut von Barbara Putz-Plecko.

Die Arbeiten von Karina, Paul und Markus verbindet die intensive Beschäftigung mit dem jeweils angewendeten Medium. Sie verwenden dieses immer projektbezogen.

Bemerkenswert dabei sind die konsequente Umsetzung und die Auseinandersetzung mit den Gesetzmäßigkeiten des jeweils verwendeten Materials.

Die Arbeiten sind durchgängig metaphorisch zu interpretieren, sind kluge Kombinationen von vorgefundenen Fotos aus dem Familienzusammenhang wie bei Karina Bruckner, oder wie die Fotografie von Paul Wagner, wo er sich selbst inszeniert, selbst zum Objekt wird und durch die Lichtsetzung die Plastizität zusätzlich steigert.

Markus Sulzbacher wiederum zeigt das Foto einer Schneelandschaft mit einem Schlafsack im Hintergrund, in welchem möglicherweise der Künstler selbst liegt. Bei all diesen Arbeiten werden atmosphärische Bilder konstruiert.

Diese Fotografien sind den anderen Arbeiten – drei Videos, Zeichnungen und Objekten – gegenübergestellt. Dabei geht es darum, räumliche Spannung zu erzeugen. Die Manipulation des Raumes durch das Einziehen einer Wand verstärkt dies zusätzlich.

Es geht den Dreien um Referenzen und Bezüge zu aktuellen Diskursen, wie z.B. Jörg Heisers Konzept des Romantischen Konzeptualismus; man spürt in den Arbeiten die Auseinandersetzung mit Künstlern wie Bas Jan Ader und wichtigen Positionen der minimal art: Die Werke reflektieren diese und gehen spielerisch damit um.

Die Disziplinen vermischen sich, komplexe Konstruktionen des Hybriden und der Montage werden angewandt.

Man hat das Gefühl, die Arbeiten bauen nicht so sehr auf vorhergehende auf, sondern es gibt den Versuch, von Grund auf immer wieder Neues auszuprobieren und nicht bereits erprobtes Formenrepertoire immer wieder zu wiederholen.

Karina Bruckners Ausgangspunkt für ihren Film waren frühe Experimentalfilme.

Das Flackern der Bilder transformierte sie in ihrer Arbeit zu einem Augenzwinkern.

Durch die Schnittabfolge und die schwarzen Kader wird der Flügelschlag des Schmetterlings simuliert.

Die unterlegten Farben in Verbindung mit dem Schmetterling erinnern an Spielkarten, die wir noch aus unserer Kindheit kennen. Der Schmetterling ist zusätzlich verfremdet mit zielscheibenartigen Kreisen, welche die graphische Wirkung verstärken und eine Fokussierung erzwingen.

Paul Wagner thematisiert in seinem 16 Sekunden dauernden Film Fragen der Wahrnehmung von sich bewegenden und starren Objekten. Es ist notwendig, sich den Film mehrere Male anzuschauen, um die verschiedenen Objekte erfassen und unterscheiden zu können.

Mit seinem Objekt aus schwarz eingefärbtem Polyesterharz behandelt er skulpturale Fragestellungen, wie die der Negativ- und Positivform, es geht ihm um die Materialität und Oberflächenstruktur der Skulptur. Das flüssige Polyesterharz wurde in eine Negativform aus Sand gegossen.

Ein mögliches Modell für einen unmöglichen Hubschrauberlandeplatz? Das Objekt lädt zu verschiedenen Interpretationen ein, widersetzt sich aber zugleich und bleibt mysteriös.

Markus Sulzbachers Objektinstallation zeigt zwei verschieden große, beschichtete Holzplatten auf einer bemalten Wandfläche: Die Andeutung eines Bildraumes.

Dieser ist die Grundlage für seine Aktion – das Bild verbindet sich mit der Performance.

Markus erklettert den Bildraum, er bildet sich durch die Spuren von Magnesium an den Händen sowie durch die Gummispuren der Kletterschuhe auf dem Bildraum ab. Im Gegensatz zu seinen früheren Performances zielt er auf eine sehr reduzierte Darstellung und auf die Gestaltung eines fragmentarischen Bildes, in welchem die physische Präsenz und zugleich deren Abwesenheit thematisiert werden. Das gestische Aneignen des Bildraums, den er sich selbst vorgegeben hat, und die Erfahrung des Kletterns sind ihm dabei wichtig.

Diese Wandarbeit bildet einen Kontrast zu Sulzbachers Video, in welchem zwei Räume ineinander verschmelzen und in hoher Geschwindigkeit vorbeisausen. Diese Bilder werden von einem Programm generiert, das Markus Sulzbacher hierfür entwickelt hat:

Ein ausgelagerter Formfindungsprozess über die Software, der für ihn dann wieder zur Entwurfsgrundlage wird.

Ich glaube, wir sind alle sehr neugierig, wie sich die Arbeiten von Karina, Paul und Markus in Zukunft weiterentwickeln werden, und ich hoffe, dass der spielerische und experimentelle Charakter sowie die Beschäftigung mit verschiedenen Medien sich in Euren Arbeiten fortsetzen werden. 

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