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Das Gewächshaus liegt im Garten des Kardinal König Hauses. Es liegt hier schon seit 200 Jahren und schlägt sein großes Auge weit nach Süden auf. Zwei große Räume im Inneren erhalten ihr Licht durch die schräg gestellte Glaswand der Südseite. Lange lag das Haus im Schlaf. Es war eine Traktorgarage, ein Abstellplatz für Fahrräder, eine Rumpelkammer, willkommener Versammlungsort für Dinge, die im Moment nicht gebraucht wurden. Die Glaswand war löchrig und das Haus dringend renovierungsbedürftig. Nun ist es renoviert, Dank der Initiative des Bundesdenkmalamtes, des Kardinal König Hauses und der Jesuiten. Das hat nicht wenig Geld gekostet. Doch nun ist das Haus leer und bereit. Was soll aus ihm werden?
Es soll bleiben und werden, was es immer schon war: ein Gewächshaus. Es wird Pflanzen beherbergen, die in ihm wachsen sollen. Dazu gibt es eine große tischartige Abstellfläche über die ganze Länge des großen Raumes und Regale an der Innenseite der Glaswand. Aber auch anderes kann hier wachsen: Einsicht in Zusammenhänge, Bewusstsein für Verantwortung, Wissen um Erbe und Überlieferung. Wachsen kann hier auch kreatives Denken, das Zukunft gestaltet. Wachsen kann auch der Sinn für all das, was Wachstum erst ermöglicht. Und letztlich der Dank für die Verwurzelung in einem Grund, der das Heranwachsende frei aus sich entlässt, für die Verwurzelung in Gott.
Das alte und nun erneuerte Gebäude wird Gewächshaus in einem umfassenden Sinn sein. Was braucht es dazu an Hilfen? Einige Dinge, Möbel, die zeigen, dass die Schönheit des Einfachen durch Alter und Gebrauch erst zur Entfaltung kommt. Kunstwerke, die den Geist des Raumes erfahrbar machen. Alles das wird es geben. Und natürlich Pflanzen.
Hier werden Gespräche im kleinen Kreis geführt werden, fernab vom Druck, als Ergebnis fertige Programme und Handlungsanweisungen hervorbringen zu müssen. Hier kann der Bedeutung von Kunst und Glauben in der aktuellen Situation nachgegangen werden. Oder das Gewicht der Worte in der Literatur, der Zauber des Klangs in der Musik können hier erkundet werden. Selbstverständlich bedeutet Wachstum auch Frucht bringen, das muss klar sein. Doch ist die Frucht keine Leistung, sie wächst von selber heran, wenn das Gewächs recht gepflegt wird.
Als Gewächshaus wird das Gebäude etwas verkörpern, das für ein gelingendes Zusammenleben unerlässlich ist: den Geist unentgeltlichen Dienens. Über alle bezahlten und bezahlbaren Leistungen hinaus gibt es etwas, das nicht durch Geld zu erreichen ist: die Bereitschaft, über das Notwendige hinaus zu denken und zu handeln.
Gustav Schörghofer SJ
Oktober 2015
CHRISTIAN EISENBERGER
„Geben Sie ihm irgendetwas, er macht Kunst daraus!“ Christian Eisenberger kann das. Sein großes Atelier wirkt wie eine mit Abfall und Gerümpel gefüllte Halle, immer wieder etwas dazwischen, das an Malerei oder Skulptur erinnert. Bekannt geworden ist er vor Jahren durch Figuren aus bemaltem Verpackungskarton, die auf Straßen und Plätzen über Nacht aufgetaucht sind. Tausende dieser Figuren hat Christian Eisenberger verteilt. Nach und nach sind Sammler auf sie aufmerksam geworden.
Wer genauer hinsieht und sich etwas Zeit lässt für diese scheinbar aus allen Fugen geratene Kunstwelt, der entdeckt einen Künstler mit scharfem Sinn für die Form und einer erstaunlichen Bildkraft. Christian Eisenberger kann Gestalten und Bilder schaffen, die befremden, erschüttern, verärgern, erfreuen. Gleichgültig lässt einen diese Bildwelt nicht. Viele der Arbeiten sind Resonanzen, Nachhall vorhandener Kunst. Nichts ist auf Dauer angelegt,alles wird einem Prozess der Verwandlung, des Vergehens unterworfen. Christian Eisenberger ist ein harter Arbeiter. Doch er bezeugt mit seinem Werk die Vergeblichkeit allen Tuns. In seinen Werken schwingt aber auch die Erinnerung an etwas mit, das es im Jenseits der Vergeblichkeit zu erreichen gibt. Mit seiner Kunst gibt Christian Eisenberger zu erkennen, dass er selber nicht das letzte Wort hat.Die staunenswerte und immer neu zu entdeckende Schönheit seiner Arbeiten weist über sein Tun hinaus.
Die zweiflügelige Tür stammt aus einer Wiener Wohnung, einer jener alten Wohnungen mit großen Räumen und weiten Türöffnungen. Vielleicht ist sie einer Renovierung zum Opfer gefallen. Christian Eisenberger hat beinahe Dreiviertel der Tür so weggeschnitten, dass ein Kreuz auf einer Art Sockel entstanden ist. Die Schnitte sind präzise gesetzt. Der Rhythmus der Flächen, die Verteilung von Leere und übriggelassenem Material, das Zusammenspiel von Flächen und Profilen, all das zeigt, wie klar und bewusst hier gestaltet worden ist. In der Beziehung zum Kreuz bekommt die Tür eine eigene Bedeutung. Das Wort Jesu „Ich bin die Tür…“ (Joh 10,7) und noch vieles andere schwingt mit.
Christian Eisenberger wurde 1978 in Graz geboren. Er arbeitet mit Zucker, Eis und Eisen, mit Spinnweben und Wespennesten, mit Feuer, Farbe und mit Wasser, mit Leinwand und Papier. Seine Kunst ist der unmittelbare Ausdruck seiner körperlichen Gegenwart.