Petra Buchegger
„Mondas“

Aschermittwoch – Pfingsten 2025

„Mondas“, 2014, Großdruck nach einer Kohlezeichnung auf Papier

Die Kunst von Petra Buchegger behandelt keine christlichen Inhalte, keine Heiligen, keine Szenen der Bibel oder frommer Legenden. Aber sie kann uns lehren, die Welt mit den Augen Jesu zu betrachten. Der Blick Jesu gab dem Unscheinbaren Bedeutung, dem Verworfenen Kostbarkeit, dem Verachteten Würde. „Das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten.“ (1 Kor 1,28) Nicht das Mächtige, das Überwältigende siegt, sondern das Zarte, das Schwache und Verachtete.

Mondas sind Schalen. Im Bild sind solche Schalen zu sehen, Gemüseschalen, eine Eischale, aber auch ein Apfelputzen. Es sind Abfälle, Dinge, die normalerweise weggeworfen werden und keine besondere Beachtung bekommen. Gerade solchen Dingen wandte sich Petra Buchegger in ihrer Kunst zu. Ihre Kunst wurzelt in den Randzonen des Alltäglichen, in Bereichen des Unansehnlichen, des leicht Übersehenen, des Kunstlosen. Das können Objekte aus Salzteig sein, Reste von Schürzenstoffen, das einfache Tun einer Frau in einem Gewächshaus oder die „Mondas“, denen sie eine Serie von Kohlearbeiten gewidmet hat. Petra Buchegger entdeckte das Erstaunliche dort, wo andere keinen Grund zum Staunen finden. Durch ihre Kunst suchte Petra Buchegger auch andere für dieses Staunen zu gewinnen. Sie verlockte zu höherer Aufmerksamkeit, indem sie die kleinen Dinge vergrößert, in ein anderes Material umsetzt, zu Bildern und Filmen verarbeitet. Die Haltung der Subsistenzwirtschaft, das Gewinnen des Lebensunterhalts durch sorgfältigen Umgang mit dem Bestehenden, war für Petra Buchegger wegweisend und prägt auch ihre Kunst. Vielfach sind die Träger dieser Haltung Frauen in einfachen Verhältnissen. Ihnen schenkte daher Petra Buchegger besondere Aufmerksamkeit.

Schönheit kommt in der Kunst von Petra Buchegger nicht aus dem Leuchten des Außerordentlichen, sondern aus dem Staub des Unscheinbaren. Ihre Kunst lehrt, Schönheit dort zu entdecken, wo sie gar nicht vermutet worden ist. Gemüseschalen und Apfelputzen werden ins Bildhafte verwandelt zu schwebenden Gestalten, Gebilde wie aus einer anderen Welt, wunderbar und zauberhaft. Das geschieht durch die Kunst. Im Bild sind die Dinge nicht nur Repräsentanten ihrer selbst, als Bild sind sie Repräsentanten von Schönheit, Zauber, Poesie und einer Haltung, die im Kleinen das Große zu sehen vermag, im Geringen das Auserwählte. Mit ihrer Kunst hat uns Petra Buchegger diesen Blick auf die Welt gelehrt. Ein Anfang wird so gemacht. Aus ihm kann eine neue Sicht der Welt erwachsen.

Petra Buchegger ist 2017 im Alter von 47 Jahren verstorben. „Mondas“ wurde zum ersten Mal 2015 im Bahnhof von Baden gezeigt, im Rahmen der Ausstellung Dis/Order des Kunstvereins Baden. Nun hängt die Arbeit zur Erinnerung an diese wunderbare Künstlerin und ihr Werk während der Fasten- und Osterzeit 2025 in der Jesuitenkirche.

Gustav Schörghofer SJ

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner