In der Jesuitenkirche-Universtitätskirche wird bis April 2019 eine Arbeit von Brigitte Kowanz zu sehen sein: in light of light
Die Kunst von Brigitte Kowanz setzt einen Unterschied voraus. Nicht alles ist gleich. Nichts ist gleichgültig. In allem wird eine Entscheidung getroffen. Es wird entschieden zwischen Licht und Dunkel, zwischen Zuwendung und Abkehr, zwischen Mitteilung und Verweigerung. Die grundlegende, alles andere bedingende Entscheidung ist, ob es für mich den Anderen gibt oder nicht. Wende ich mich dem Anderen zu oder schließe ich ihn aus.
Die Kunst von Brigitte Kowanz ist der immer wieder erneuerte Vollzug einer Entscheidung für den Anderen, für die Zuwendung zu ihm, für ein Mitteilen, ein Anteilnehmen. Medium dieser Kunst ist das Licht, genauer gesagt künstliches Licht, Neon. Der Ort dieser Kunst ist das Dunkel, das Gegenteil des Lichts, die Abkehr, die Verweigerung. Brigitte Kowanz formuliert Botschaften, manche verschlüsselt, andere gut lesbar. Doch wären diese Botschaften nicht wahrnehmbar, gäbe es nur Licht. Erst das Dunkel macht sie als Botschaften erkennbar. Das ganz und gar Erstaunliche ist jedoch, dass aus dem Dunkel eine Mitteilung geschieht. Es könnte auch nichts kommen.
Die Kunst von Brigitte Kowanz führt den Betrachter immer wieder an den Rand des Staunens. Bin ich gemeint? Doch, ich werde angesprochen, mir kommt hier etwas entgegen. Was kommt entgegen? Ein Wort, eine Botschaft, ein Hinweis. Spiegel verstärken oft den Charakter des Entgegenkommens. Welche Antwort wäre zu geben? Vielleicht ist es zuerst gar nicht wichtig, gleich reagieren zu wollen. Vielleicht ist es viel wichtiger, zu schauen, zu hören, wahrzunehmen, die Sinne, alle Sinne offen zu halten.
Wenn im Kirchenraum die Leuchtschrift in light of light zu lesen ist, werden viele Assoziationen und Erinnerungen wachgerufen: „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ (Joh 1,5), „In deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps 36,10), „Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (Gen 1,3), „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9), und vieles andere. Doch eine Kirche ist vor allem ein Ort, an dem das Entgegenkommen zu erfahren ist, das Entgegenkommen Gottes und das Entgegenkommen der Menschen. Im Kirchenraum bin ich zuallererst Empfangender, Hörender, Sehender. Daher ist es wohl gut, einfach zu schauen: in light of light. Alles andere wird sich zeigen.
Gustav Schörghofer SJ
Brigitte Kowanz: geboren 1957 in Wien; lebt und arbeitet in Wien; studierte 1975-1980 an der Hochschule für angewandte Kunst Wien; seit 1997 Professur für Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Die Installation von Brigitte Kowanz ist bis 21. April 2019 täglich von 9 bis 19 Uhr zu besichtigen. Eintritt frei.