ES IST EIN KREUZ
500 JAHRE EINES ZEICHENS

16. März – 2. Mai 2017

„Es ist ein Kreuz“

Fünfhundert Jahre eines Zeichens

Das Kreuz ist das Zeichen einer gelebten Beziehung zu Jesus Christus – was sagen Beispiele aus fünf Jahrhunderten über diese Beziehung aus?

Als Siegeszeichen taucht das Kreuz auf den Münzen des frühen 4. Jahrhunderts auf. Der Gekreuzigte wird erst später in Bildern dargestellt. Bis heute sind Kreuz und Gekreuzigter auch im öffentlichen Raum Zeichen christlichen Glaubens. Je weniger dieser Glaube im öffentlichen Raum als prägende Kraft wahrgenommen wird, desto mehr werden seine Zeichen auch in Frage gestellt. Nicht nur das Dass der Zeichen, auch ihr Wie muss heute neu bedacht werden.

Eine Ausstellung im JesuitenFoyer ist der Frage nach dem Wie des zentralen Zeichens des Christentums gewidmet. Zu sehen sind Kreuze und Gekreuzigte aus fünf Jahrhunderten. Von Gestaltungen mit höchstem künstlerischem Anspruch reicht die Spannweite bis zu Darstellungen von Kindern. Wie kann ein Zeichen mit diesem Anspruch heute gestaltet werden? Gibt es Beispiele für anspruchsvolle Kreuze, die auch in Spitälern oder Studentenheimen einen Platz finden könnten? Oder Beispiele für Kreuze, die für Erstkommunionskinder, religiöse Gruppen und Ordensangehörige gefertigt worden sind?

Oder über den persönlichen Bereich hinaus Kreuze für Kapellen, und Kirchenräume?

Einen Schlüssel zum Verständnis der Ausstellung kann das Stoffrestchen bieten, das neben den spätgotischen Corpus gehängt ist. Petra Buchegger hat es aus einem Dorf in Galizien mitgebracht. Es ist der Rest eines Schürzenstoffes, mit dem dort in einem Gewächshaus Tomaten hochgebunden werden. Im Herbst werden die Knoten nicht gelöst, sondern herausgeschnitten. Sie bleiben als Abfall und werden auf einen Haufen geworfen. Der kleine Rest von Schürzenstoff erinnert an ein Kreuz und hat zugleich eine Verwandtschaft mit dem Lendentuch des Gekreuzigten daneben. Der Knoten und die Drehung des Stoffes, das spiralig in den Raum Greifen, sind bei beiden Tüchern zu finden. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts ist das Kreuz von der Höhe eines ehrwürdigen Zeichens herabgestiegen und hat sich in die Niederungen des Alltäglichen, ja des Mülls begeben. Im Verworfenen können Kreuze entdeckt werden. Ob sie wahrgenommen werden, ob die Gegenwart des Zeichens erkannt wird, hängt vom Blick des Betrachters ab. Dieses Verschwinden des Kreuzes und seine im Niedrigen verborgene Gegenwart geben zu denken. Von der Haltung des Betrachters hängt heute mehr ab als in früheren Zeiten.

Arbeiten von Franz Anton Maulbertsch, Arnulf Rainer, Franz Josef Altenburg, Lois Anvidalfarei, Willi Scheruebl, Roland Kollnitz, Clemens Kaletsch und Christian Eisenberger werden gemeinsam mit Gestaltungen von Kindern gezeigt. Neben dem Kreuz der Jesuitennovizen und dem Cursillokreuz ist auch ein Maßkrug aus dem Gasthof Pachler in Ach zu finden. Das berühmte Kalksburger Kreuz von Michel Blümelhuber ist ebenso zu sehen wie das sogenannte Kreuz für Ungläubige, das Blümelhuber im Auftrag des Galeristen Otto Kallir für dessen Frau Fanny geschaffen hat.

Einen traurigen Akzent der Ausstellung bildet das zum zweiten Mal zerstörte Lego-Kreuz der Jesuitenkirche Wien 1 von Manfred Erjautz.

Gustav Schörghofer SJ

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