ANDREAS FOGARASI
MODELLE

6. Dezember 2016 – 1. Jänner 2017

Scheinbar ganz leicht

Die Kunst von Andreas Fogarasi ist unaufdringlich und sehr kritisch.

„Als Künstler frage ich mich, ob meine Tätigkeit irgendetwas mit dem zu tun hat, wofür der Begriff Kultur heute steht. Ich untersuche in meinem Werk die Bedeutung der visuellen Kultur – Kunst, Architektur, Design, Typographie – in unserer Gesellschaft.“ (Andreas Fogarasi im Gespräch mit Sabine Schaschl und Franciska Zólyom)

Ausstellungen sind das Medium der Kunst von Andreas Fogarasi. Er bereitet sie sorgfältig vor und baut in der Regel ein Modell des Ausstellungsraumes mit den für die Ausstellung vorgesehenen Einbauten, Objekten und Bildern. Eine Reihe dieser Modelle waren von Dezember 2016 bis Jänner 2017 aus Anlass der Verleihung des Msgr. Otto Mauer Preises im JesuitenFoyer in Wien 1 zu sehen. Die Modelle sind keine Kunstwerke, erlauben aber eine Annäherung an das Denken und die Kunst von Andreas Fogarasi. Er baut in Filmen, in Panoramen, in Ausstellungen fiktive Räume, in denen sich zeigen kann, was durch die Erscheinungsweise einer anderen Fiktion, die der gegenwärtige Kulturbetrieb erschafft, verborgen wird. Kunst, Architektur, Typographie, Design erschaffen eigene Welten, die andere Welten verbergen. Dieses Verborgene wird durch die Kunst von Andreas Fogarasi zum Vorschein gebracht.

Fogarasi ist ein außerordentlich präziser Beobachter. In seinen Arbeiten lenkt er den Blick von den leuchtenden und allzu einleuchtenden Erscheinungsweisen zeitgenössischer Kultur hin zu anderen Bereichen. Hier wird gezeigt, wie die systematische Vereinnahmung von Schrift und Bild für die Zwecke der Werbung Hand in Hand geht mit einem Bedeutungsverlust von Wort, von Buchstabe, von Bild. Oder wie wenig von der ursprünglichen Bedeutung eines Ortes, einer Institution bleibt, je mehr diese mit Aura künstlich umgeben werden. Nicht zufällig hat Andreas Fogarasi eine Vorliebe für ephemere Architektur, wie Messestände, Pavillons, Bühnenbauten. Das Vorübergehende, das Leichte, das Schwebende ist für seine künstlerische Vorgehensweise charakteristisch. Seine Kunst verschont die Betrachtenden mit großen Behauptungen, mit eindeutigen Stellungnahmen, vorweggenommenen Entscheidungen. Sie lehrt unterscheiden und befreit. Sie ist sehr kritisch.

Gustav Schörghofer SJ

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