MARIA HAHNENKAMP

15. April – 15. Mai 2016

Maria Hahnenkamps Arbeiten beziehen sich seit Beginn an auf psychoanalytische Momente einer bildlichen Wahrnehmung, bei der Aspekte des Begehrens durch eine Reduktion des Dargestellten in den Vordergrund rücken. Diese inhaltliche Komponente zieht sich konse­quent durch die Arbeit der Künstlerin und wird stets neu definiert und weiterentwickelt.

Die Reproduktion des Begehrens zeigt sich in unterschiedlichen Werkzyklen. Im Jesuitenfoyer zeigt Hahnenkamp sechs weiße Steingipsplatten, die zu Boden fallen. Gemeinsam mit leeren weißen Rahmen und zerbrochenen Gläsern verweisen diese auf Fehlstellen sowie auf nicht existente Bilder, die eine Kette an Begehren hervorrufen, das auf den historisch ausge­prägten Ornamenten und den ihnen eingeschriebenen Machtdiskursen beruht.

Die Serie von sandgestrahlten Texten und Ornamenten auf Weißglas, bei denen es sich um eine Interaktion zwischen Körpern und den ihnen inhärenten psychischen Prozessen sowie imaginierten räumlichen Situationen handelt,  wirft  ebenso zahlreiche  Fragestellungen auf. In dieser Arbeit werden Projektionen und Wunschvorstellungen freigesetzt, die an Freuds Theorie der Wünsche angelehnt ist und die Lacan in seiner Theorie des Begehrens (desir) weiterentwickelte. Hahnenkamps spezifische Referenz in diesen Bildern gilt jedoch den Texten des französischen Philosophen und in seinen Anfangszeiten auch Psychoanalytiker, Gaston Bachelard, von dem die Textzitate in den Bildern stammen.

Anstelle eines realen Abbildes verweisen die Texte und ornamentalen Lineaturen auf das Begehren nach einer körperlich-räumlichen Beziehung, die jedoch durch den Verlust des Realen geprägt ist. In diesem Zusammenhang spricht Bachelard in seinen psychoanalytisch geprägten Texten von sog. Zwischenzonen (zones intermediaires), die zwischen dem Unbe­ wussten und einem rationalen Bewusstsein liegen. In seinen poetischen Bildern finden sich diese Zwischenzonen in kontemplativen Traumvorstellungen, was bei Hahnenkamp etwa in folgendem abgewandelten Zitat ausgedrückt wird: ,,Man muss alles wegnehmen, damit sich ein neues Fenster öffnet.“ Das real sichtbare Moment (des Textes als Bild) ist wahrneh­mungsepistemologisch ein Verweis auf etwas Dahinterliegendes bzw. Unbewusstes.

Walter Seid

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