PETER HAUENSCHILD
ZEICHNUNGEN

12. Februar – 24. März 2015

Im Übrigen wird viel leer gelassen

Peter Hauenschild schafft rätselhafte Welten

 

Zwei dicke Zöpfe, das Haupthaar mit ein paar Strichen angedeutet und ein paar Striche für den Kontur des Schädels, sonst nichts. Daneben eine Verdichtung von Strichen. Eine Art Horizont, drei fast senkrechte Strichbündel, unten miteinander verbunden, zwei fast schwarze kreisrunde Flächen, eine Menge horizontaler Parallelen, gerundete und zackige Konturen. Was ist das alles? Eine Landschaft, die Andeutung einer Figur, Spiegelungen wie auf Wasser, Blumiges oder Ausstrahlendes. Zöpfe und Haupthaar sind ja klar zu erkennen, aber ein Kopf, ein Körper fehlen. Als wäre es bloß eine Perücke. Im Übrigen wird viel leer gelassen.

Zeichnungen von Peter Hauenschild erinnern mich an Gedichte von Georg Trakl oder Erzählungen von Franz Kafka. Sie sind ganz unvermittelt da, stehen mit einem Mal vor den Augen der Betrachterin, nah und doch unzugänglich. Dabei kommt mir gar nicht wenig bekannt vor. Da tauchen Figuren auf, Landschaften, Dinge. Vieles bleibt bloß angedeutet. Und immer wieder kippt das Entzifferte ins Unbegreifliche, Rätselhafte. Ist das reine Phantasie? Sind es Erinnerungen? Werden hier versteckt Geschichten erzählt?

Vieles wirkt wie Gekritzel. Selten wird der schönen Linie freier Lauf gelassen. Immer wieder taucht Figürliches auf. Auch vielerlei Gegenstände sind zu entdecken. Und Landschaftliches. Doch es ist fast nie ein zusammenhängender Raum vorgegeben. Der Raum dieser Bilder entsteht durch die Bewegung des Stiftes auf dem Papier. Immer wieder gibt es Wiederholungen gleicher Formen, etwa in den beiden Zöpfen oder in den zwei kreisrunden Flächen der abgebildeten Zeichnung. Etwas Litaneiartiges steckt in den Zeichnungen von Peter Hauenschild. Das beharrliche Bemühen, durch Häufung von Gleichartigem Ordnung zu schaffen. Das geschieht auch durch die immer wiederkehrenden Konturen.

Auf der kleinen Fläche des Papiers entsteht eine Welt mit Leere und Verdichtungen, mit Abgegrenztem und Offenem, mit Erkennbarem und Verschleierten. Zeichnend schafft Peter Hauenschild das Bild einer aus Erinnerung und Phantasie entsprungenen Welt.

Gustav Schörghofer SJ

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