[dia´lo:k]
ist eine Ausstellungen von Arbeiten der Künstler und Künstlerinnen von bild.Balance, entstanden im Dialog mit Arbeiten von Christoph Speich. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit von Christoph Speich mit Gerhard Kobrc, einem im Mai 2013 verstorbenen Künstler von bild.Balance.
„Im Lauf der Zeit hat Gerhard immer wieder mal gesagt: „Ich mach was von dir“. So habe ich einige Arbeiten von mir in der Balance liegen gehabt oder spontan schnell was gezeichnet, und Gerhard hat dann die Essenz draus gemacht. Es war immer ein unglaubliches Erlebnis. Nach der Ausstellung in Linz haben einige andere Künstler gesagt, sie möchten auch so was machen, und ich habe für jede und jeden zu Hause aus dem Archiv Arbeiten rausgesucht, die ihnen passen könnten. Das erste Mal als ich mit der Mappe in die Balance kam, haben sie mir die Arbeiten fast aus den Händen gerissen und sofort angefangen, sie zu bearbeiten.“ (aus einem Brief von Christoph Speich an G. Sch.)
Es handelt sich also um die Zusammenarbeit eines „professionellen“ Künstlers mit Künstlerinnen und Künstlern, die in den Ateliers eines Vereins arbeiten, der gegründet wurde, „um jungen Menschen mit Behinderungen ein eigenständiges Leben außerhalb von Heimen und Familie zu ermöglichen“. Seit seiner Gründung im Jahr 1978 ist der Verein BALANCE ständig gewachsen. „BALANCE möchte an einer inklusiven Gesellschaft mitarbeiten und verfolgt folgende Mission: Wir unterstützen die NutzerInnen unserer Angebote, ihr Leben als selbstbestimmte, eigenverantwortliche BürgerInnen zu gestalten.“ (Zitate: www.balance.at) Christoph Speich ist seit 2001 künstlerischer Koordinator bei bild.Balance.
Wie so viel Erstaunliches und Neues des 20. Jahrhunderts wurde die „Kunst der Geisteskranken“, wie sie damals genannt wurde, vor etwa hundert Jahren entdeckt. Der Psychologe Walter Morgenthaler veröffentlichte 1921 sein Buch über Adolf Wölffli „Ein Geisteskranker als Künstler“. Der Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn schrieb gleichzeitig sein 1922 veröffentlichtes Werk „Bildnerei der Geisteskranken“. Seitdem hat sich viel verändert, die Wahrnehmung der Kunst und der Künstler ist eine andere geworden. Vom Rand her, aus dem Feld des bis dahin nicht als Kunst Wahrgenommenen, ist das Neue in die Kunst gekommen. Die Künstler von Gugging und auch Künstlerinnen und Künstler der kunst.Balance können in dieser Tradition gesehen werden. Neu ist im Dialog von diesen Künstlerinnen und Künstlern mit Christoph Speich, dass ein „gelernter“ Künstler eigene Arbeiten zur Verfügung stellt, um sie von gewissermaßen nicht professionellen Künstlern überarbeiten zu lassen. Aber was heißt das schon in diesem Feld, professionell und nicht professionell? Es geht doch, und das zeigt sich hier sehr deutlich, in der Kunst noch um ganz anderes als darum, professionell zu sein. Hingabe, die Lust am Risiko, die Begeisterung, die Spontaneität des Ausdrucks – all das kann nicht professionell ausgeübt werden. Professionell ist das gut funktionierende Mittelmaß, aber nie das Unerhörte, das Erstaunliche, das den Rahmen des Konventionellen Sprengende. Professionalität und Kreativität sind nicht unmittelbar aufeinander bezogen.
[dia´lo:k] zeigt eine große Vielfalt und Kraft des Kreativen.
Gerhard Kobrc reagiert mit elementaren, oft figürlichen Zeichen auf die Arbeiten von Christoph Speich.
Lisi Hinterlechner ist ihm verwandt, ihre Zeichen sind abstrakt, farbige Striche.
Rudolf Egger schafft kleinteilige, dichte Gewebe von Farben und Formen.
Shpresa Krasnici deckt die Flächen mit farbigen, sausenden Strichwirbeln zu.
Iris Kopera hat einen ausgeprägten Sinn für die große bildliche Wirkung, auch etwas Witziges.
Franz Wedl ergänzt die Arbeiten von Christoph Speich durch körperliche Präsenz.
Johannes Gruber setzt die Farbe als ein fleckiges Wesen ein, Gelb.
Bettina Onderka spinnt das Erzählerische von Werken Speichs aus den frühen 90er Jahren weiter.
Andrea Mejia Rocha tut das auch, dazu kommt die zauberhafte Umwandlung einer neuen Arbeit mit Gesicht.
Steffi Wimmer überzieht freie Flächen mit Blumen und Farbmustern.
Christian Zuckerstätter lässt im Dunkel einen Kussmund leuchten.
Gustav Schörghofer SJ