RUDOLF HOFLEHNER
FIGUR 61 – PFAHL II

Juli – Oktober 2002
Durch das Entgegenkommen von Luise Hoflehner, der Witwe des Künstlers, war es möglich, im Sommer 2002 eine große Skulptur von Rudolf Hoflehner in der Jesuitenkirche aufzustellen. Der 1995 verstorbene Bildhauer und Maler zählt zu den bedeutendsten österreichischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine Skulpturen aus massivem Eisen haben seit 1955, nach der Rückkehr von einer Griechenlandreise, deutlicher und elementarer als früher einen Bezug zum menschlichen Körper. Sie fanden in den 60er Jahren international hohe Anerkennung. 1967 beendete er diese Phase seines Werks. In den folgenden fünf Jahren entstanden zahlreiche Radierungen und Lithographien. Schließlich aber widmete sich Hoflehner fast ausschließlich der Malerei. Immer wieder hat Hoflehner vorgefundene Eisenteile mit dem Schneidbrenner bearbeitet und zur Figur zusammengefügt. Für den Unterbau von „Pfahl II“ wurde ein großes Eisenstück auseinandergeschnitten. Die Innenseite mit den Spuren des Schneidbrenners ist nach außen gekehrt. Unten sind die beiden Teile zusammengeschweißt. In der oberen Hälfte des Unterbaus tut sich zwischen ihnen ein Spalt auf. Sie klaffen auseinander. Beide stemmen den meißelförmigen Oberteil hoch. Dieses gemeinsame Tun eint sie. Der Oberteil: ein kugeliger Abschluss unten, zwei lange scharfe Kanten vorne und hinten, große Schnittflächen an den Seiten. Die Figur ist steil hochgerichtet, nicht senkrecht, sondern etwas schräg, nach hinten geneigt. Als Gestalt ist sie sorgfältig ausbalanciert. Sie ist von Spannungen erfüllt. Glatte Flächen sind in ihr vereint mit stark bewegten Oberflächen, ein schlanker Unterbau und Oberteil mit einer massigen Mitte. Das Aufgerichtete der Figur und die Spuren des Schneidbrenners sind übers Kreuz. Zwei Bewegungen sind in der Figur vereint: von oben stößt etwas herab, und von unten wächst etwas hoch. Zum Zerrissenen, Aufgerissenen des unteren Teiles bildet die glatte, geschlossene Kugelfläche einen starken Gegensatz. Die Formen von „Pfahl II“ lassen an Wunden denken, an Zerrissenes, Auseinandergerissenes. Zugleich besitzt die Gestalt etwas sehr Gesammeltes, ja etwas Unverwundbares, Heiles. Die reine Form der Kugel zeigt das sehr schön. Neben vielen gebrochenen Linien finden sich auch ungebrochene, sanfte Schwünge oder lange, gerade Kanten. Die Figur hat einen sehr exponierten Stand und ruht doch in sich. Sie hat männliche Formen vereint mit weiblichen. Aus „Drei in Blau“, Gustav Schörghofer SJ, 2013
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